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Nachhaltigkeit in der Werbebranche — geht denn das?

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Klimaschutz, bewusster Konsum und ressourcenschonender Umgang sind schon lange mehr als nur „Buzzwords“. Doch wie kann auch in der Werbe- und Kommunikationsbranche Nachhaltigkeit gelebt werden? Was können EPU zum Klimaschutz beitragen? Und wie erkenne ich Green Washing? Wir haben Franziska Leitner, Gründerin von Waldgrün Design, zu diesen Themen befragt.

Liebe Franziska, du hast dich Anfang dieses Jahres mit deiner Designagentur selbstständig gemacht. Was steckt hinter der Idee, „nachhaltiges Design für eine lebenswerte Zukunft“ zu schaffen?

Franziska: Ich wollte dem, was ich tue, einen Sinn geben. Grafikdesign verbindet man ja üblicherweise weniger mit etwas sehr Sinnstiftenden. Für mich war aber ganz klar, dass ich meine beiden „Lebenswelten“ — meine Naturverbundenheit und meine Leidenschaft für Design — miteinander in Einklang bringen will.

Verrätst du uns, wie das funktioniert?

Franziska: Das beginnt schon in der Konzeptionsphase: Geht es beispielsweise darum, einen Folder zu designen, achte ich dabei sehr stark auf dessen Langlebigkeit. Welche Inhalte könnten nach ein paar Monaten bereits veraltet sein? Was könnte zu unverständlich und unklar sein, sodass bald ein neuer Folder produziert werden müsste? Das bespreche ich ganz intensiv mit meinen Kund:innen, um ihnen den Mehrwert langlebiger Marketingmittel bewusst zu machen. Natürlich kann man da manchmal anecken, wenn man Kund:innenwünsche hinterfragt. Aber meistens gibt es dafür viel Akzeptanz, weil es ja auch Kosten spart, wenn man nicht ständig neue Folder drucken lassen muss. In der Konzeptionsphase ist auch relevant, wie mit dem Einsatz von Farben umgegangen wird. Weiter geht es bei der Produktion: Dort sehe ich mir genau an, welches Papier passend ist, wo produziert wird (natürlich möglichst regional), welche Druckfarben eingesetzt werden und ob es wirklich eine Veredelung sein muss (was nämlich wiederum die Recyclingfähigkeit beeinträchtigen kann). Alles in allem steht aber Hochwertigkeit beim Endprodukt immer im Vordergrund, aber ich fokussiere auch stark auf Reduktion. Weniger ist oft mehr — ein vierseitiger Folder kann schon mal einen vormals achtseitigen Folder ablösen!

Kommen deine Kund:innen aufgrund deines nachhaltigen Denkens zu dir?

Franziska: Zum Teil ja, aber noch nicht alle. So lange gibt es mich ja noch nicht auf dem Markt. Für viele ist Nachhaltigkeit schon ein wichtiges Thema, bei anderen helfe ich dabei, ein Bewusstsein zu schaffen. Ich will mich da nicht als „Missionarin“ sehen, das hat immer so einen negativen Beigeschmack. Aber wenn ich einen Kunden oder eine Kundin dazu motivieren kann, die eigenen Prozesse ein wenig zu überdenken, dann habe ich schon etwas erreicht.

Wie „grün“ ist die Werbebranche aus deiner Sicht aktuell? Wo gibt es Verbesserungspotenziale?

Franziska: Das ist schwer zu beantworten. Ich denke, viele Unternehmen in der Werbebranche sind bereits sehr „grün“ in ihren Werten und in ihren Ansichten, kommunizieren es aber zu wenig nach außen. Es gibt leider auch kaum Literatur oder Fortbildungen zum Thema „nachhaltiges Design bzw.  Marketing“.

Die Werbebranche in Salzburg besteht zu einem Großteil aus EPU. Wie können auch kleine Unternehmen dazu beitragen, ihren CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten?

Franziska: Gerade bei Ein-Personen-Unternehmen sind Privates und Berufliches eng miteinander verbunden. Niemand kann fünfmal im Jahr zu einem Geschäftstermin fliegen oder zu jedem kleinen Termin mit dem Auto fahren und sich dann als „nachhaltige:r“ Unternehmer:in verkaufen — das ist einfach nicht authentisch. Insofern ist es gerade bei EPU essenziell, dass sie ihre Nachhaltigkeit auch wirklich leben. Natürlich muss man auf den privaten Konsum achten, aber auch im Büro kann ich beispielsweise auf den Stromverbrauch schauen, beim Drucken reduzieren, überlegen, wie ich nachhaltig zu Terminen anreise und was ich in der Mittagspause esse. Das sind viele kleine Schritte in eine zukunftsfähige Welt.  

Man hört ja häufig den Begriff „Green Washing“: Viele (oft große) Unternehmen geben sich nachhaltiger, als sie in Wahrheit sind. Wie erkenne ich echte Nachhaltigkeit?

Franziska: Zuallererst sollte man auf die Sprache des Unternehmens achten: Besteht sie aus vielen Schlagwörtern wie „klimaneutral“ oder „CO2-neutral“, bin ich schon einmal vorsichtig. Ein gutes Indiz ist für mich immer, wenn Unternehmen zugegeben, dass sie auf einem guten Weg sind und sich bemühen. Ehrlichkeit und Transparenz sind wichtig, dabei helfen auch echte Gütesiegel wie beispielsweise der „Grüne Engel“ in der Papierbranche. Außerdem wird es die bald kommende „Green Claims Direktive“ sehr schwierig machen, Greenwashing in der Kommunikation zu betreiben. Und das ist gut so!

Wie informierst du dich, um am Ball zu bleiben?

Franziska: Ich bin schon so in meiner Nachhaltigkeits-Bubble, was es mir erleichtert, up to date zu bleiben. Aber LinkedIn ist ein guter Start, da gibt es sehr viele authentische Meinungsbildner:innen, die hochwertige Inhalte teilen. Außerdem bin ich Mitglied des Nachhaltigkeits-Clubs in Salzburg.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über Franziska Leitner:

Franziska hat in Linz das Kolleg für Grafik und Kommunikationsdesign besucht und danach den Studienzweig Medientechnik und Design an der FH Hagenberg abgeschlossen. Sie hat anfangs in Linz in Werbeagenturen gearbeitet, später auch direkt für Unternehmen im Pinzgau. Mit ihrer Diplomarbeit „Die Kraft der Bäume und des Waldes“ hat sie sich quasi selbst den Weg zur Waldliebhaberin geebnet: Sie ist ausgebildete Waldbaden- und Neuromental-Trainerin und liebt die Natur. Mit ihrem zweiten Unternehmen „Waldweile“ bietet sie Waldbaden für Firmen, Unternehmer:innen und Privatpersonen in den Wäldern in und um Salzburg an.