Blog der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation | WKS

Search

KI im Einsatz: So nutzen Werbeagenturen in Salzburg die künstliche Intelligenz

Facebook
WhatsApp
LinkedIn
Print

Aus dem Alltag der Kreativbranche ist KI mittlerweile kaum mehr wegzudenken. Welche Vor- und Nachteile sich aus dem Einsatz ergeben, welche Programme aktuell wofür verwendet werden, und welche Tipps sie für KI–Einsteiger:innen haben, erzählen uns vier Agenturen aus Salzburg.

Dass künstliche Intelligenz kreativ sein kann, hat uns KI-Experte Michael Katzlberger bereits vergangenes Jahr in seinem Impulsvortrag versichert. Wie und wo aber kommt sie auch bei uns in Salzburg zum Einsatz? Wir haben uns bei den Salzburger Agenturen Bazzoka Creative, dunkelblaufastschwarz, Herzbluat und mindID schlau gemacht.  

Zum Schreiben dieses Blogbeitrags haben wir uns natürlich Hilfe von ChatGPT geholt und gleich mal gefragt, was man unter künstlicher Intelligenz eigentlich versteht. Der Chatbot hat uns diese Definition geliefert:

„Künstliche Intelligenz (KI) bezieht sich auf die Fähigkeit von Maschinen oder Computersystemen, Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern würden. Dies umfasst verschiedene Techniken, die es einem System ermöglichen, zu lernen, zu verstehen, zu erkennen, zu planen, zu entscheiden, zu kommunizieren und Probleme zu lösen (…).“

So weit, so gut. Konkreter gefragt, wie KI in der Kreativbranche eingesetzt werden kann, verrät uns das Tool, dass wir damit effektivere und zielgerichtete Werbestrategien entwickeln und umzusetzen können. Etwa für personalisierte Werbung, automatische Anzeigenschaltungen, zur Analyse von Nutzer:innendaten, zur Entwicklung individueller Werbekampagnen oder auch für die Kundenkommunikation mittels Chatbots.

Doch hält die KI, was sie verspricht? Und ist die Verwendung von ChatGPT, Midjourney und Co. wirklich das Nonplusultra für Kreativschaffende? Geht es nur noch mit oder auch ohne?

BAZZOKA Creative GmbH


Alex Schwarz, Digital Media Management & Content Specialist bei Bazzoka Creative, arbeitet schon seit Längerem mit KI. Besonders ChatGPT und MidJourney kommen bei ihm und seinem Team beinahe täglich zum Einsatz. Er sieht KI nicht als Bedrohung, sondern eher als Bereicherung und nutzt die Programme als Brainstorming-Partner, holt sich Denkanstöße und verwendet sie zur Konzeption für die bildliche Darstellung. Auch für so manche Kampagne kam KI bei Bazzoka bereits zum Einsatz − im Einverständnis mit dem Kunden und auch entsprechend gekennzeichnet.

Gerade für repetitive Tätigkeiten eigne sich der Einsatz künstlicher Intelligenz, denn dadurch ließen sich Arbeitsabläufe effizienter gestalten, erklärt Schwarz. Datenanalyse, Tabellen auswerten, Artikel zusammenfassen aber auch beim Schreiben von Captions für Social Media lässt sich der Werbeprofi gerne von der KI inspirieren. Ein Qualitäts- und Fakten-Check müsste aber jedenfalls stattfinden.

Sich der KI zu entziehen sei in der Werbebranche mittlerweile gar nicht mehr möglich, da in vielen Programmen bereits im Hintergrund KI zum Einsatz komme, etwa bei Photoshop, Canva oder auch im Meta Werbeanzeigen-Manager.

Dass KI viele Jobs in der Werbebranche obsolet machen könnte, sieht der Digitalexperte weniger: Denn besonders als Schnittpunkt zwischen Kund:innen und Kreativprozess sei ein Mensch notwendig. Eine Kennzeichnungspflicht fände auch Schwarz wichtig, da sie eine Wertschätzung gegenüber Kreator:innen wie Fotograf:innen, Videograf:innen, Designer:innen, Texter:innen und Co. darstelle.  

Die Einsatzbereiche sieht er breit gefächert: So könne KI beispielsweise anhand von Kundenbewertungen dabei helfen, Scripts für Werbeanzeigen auf TikTok zu erstellen oder im Newsletter–Marketing an einem Tag nicht drei, sondern 20 Newsletter für Kund:innen zu verfassen. Dass man sich damit beschäftigen und gut überlegen müsse, wie und mit welchen Informationen die KI gefüttert wird, um ein optimales Ergebnis zu erhalten (Stichwort: Prompt Engineering), sei zum Teil harte Arbeit.

Alex Schwarz (BAZZOKA Creative GmbH)


dunkelblaufastschwarz GmbH

Bereits im vergangenen Jahr hat die Full-Service-Agentur dunkelblaufastschwarz Kampagnen mithilfe von KI erstellt − und dies auch transparent kommuniziert. Für den Zoo Salzburg wurde eine OOH-Kampagne entwickelt und prominente Werbeflächen damit bespielt. Und auch für die AXESS AG wurde ein Produktvideo (in Zusammenarbeit mit Fuzion Collective) nur mit künstlicher Intelligenz kreiert.

Reinhard Obinger, Creative Director und Founder, nutzt die Bilderstellungs-Tools Midjourney und Runway und ist mit den Ergebnissen durchaus zufrieden. Besonders beim Ausprobieren schneller erster Ansätze spare man Zeit, da aufwändige Bearbeitungen entfallen und man ein erstes „Look & Feel“ erhielte. Auch als Inspirationsquelle und zur Automatisierung wiederkehrender Aufgaben nutzt Obinger manche KI-Programme gerne, um effizienter arbeiten und sich stärker auf sein Kerngeschäft der Konzeption und Kreation konzentrieren zu können. Auch für Recherchearbeiten eigne sich ChatGPT gut und sei ebenfalls nützlich im Content Marketing.

Allerdings sollte man sich nicht zu sehr auf die Ergebnisse von KI verlassen bzw. darauf vertrauen. Denn die künstliche Intelligenz ersetze niemals die menschliche Komponente in ihrem Denken und Handeln, so der Marketing–Experte. Ebenso wenig besäße sie weder Empathie noch verstehe sie Gefühle von Personen − besonders das Verstehen von Sarkasmus ;–)

Der Agenturinhaber sieht weitere Schattenseiten: Die Befürchtung, dass KI Arbeitsplätze wegnehme, sei realistisch und in Studien belegt. Dass es aktuell noch keine Gesetzgebung für KI gibt, um missbräuchliche Verwendung zu unterbinden, sieht Obinger ebenso kritisch wie das Fehlen von ethischen Richtlinien.

Reinhard Obinger rät KI-Einsteiger:innen, die neuen Technologien als Inspirationsquelle und für Denkanstöße zu nutzen, ohne dabei die Kreativarbeit komplett aus der Hand zu geben. Zur Bild- und Videobearbeitung empfiehlt er Runway, da der Text-zu-Bild-Generator besonders geeignet für das Erzeugen verschiedener Bildvariationen oder das Ändern bestehender Bilder durch Textbefehle sei.

Reinhard Obinger (dunkelblaufastschwarz GmbH)


HERZBLUAT Unternehmensberatung, Marketing- & Werbeagentur

Der Unternehmensberater und Marketing–Experte Gregor Wimmer von Herzbluat schätzt am Einsatz von KI vor allem den Produktivitätsgewinn. Dass das, was sich hinter KI verbirgt, nicht ganz so neu sei, weiß er aus eigener Hand: Denn Tools, die „machine learning“ verwenden, sind auch bei ihm seit geraumer Zeit im Einsatz. Vom Synonymwörterbuch wie synonyme.de über integrierte Routenplaner, bis hin zum Einsatz von Alexa, die als Brainstorming–Partnerin genutzt werden könne.

Er nutzt OpenAI in der Konzepterstellung, als Sparring Partner, aber auch in der Content–Aufbereitung und als Recherchetool. Die KI helfe ihm auch, diverse Szenarien oder Einwandbehandlungen abzubilden oder zu antizipieren. Auch für den strukturellen Aufbau von Präsentationen und bei der Bildrecherche lässt sich der Unternehmensberater gerne von der künstlichen Intelligenz unterstützen.

Wimmer rät User:innen, immer kritisch zu überprüfen, ob die erhaltenen Informationen stimmen, und sich nicht komplett auf den Einsatz von KI zu verlassen. Das eigene Handwerk solle gut erlernt sein, bevor Technologien den Job übernehmen könnten.  

Dass Regularien auf EU–Ebene für Anwender:innen und Anbieter:innen notwendig sind, findet Gregor Wimmer auch. Die Kennzeichnungspflicht können aus seiner Sicht nicht funktionieren, da sie schwer nachzuprüfen und zu exekutieren sei. Insbesondere im ethischen Bereich sieht er eine große Notwendigkeit für eine einheitliche Gesetzgebung, um Sexismus und Rassismus einen Riegel vorzuschieben.

KI als „Jobkiller“ sieht Wimmer nicht: Er erwartet, dass in Zukunft sowohl neue Jobs entstehen (Stichwort: Prompt Engineering), während andere sich ändern oder weiterentwickeln, ohne obsolet zu werden (die Rolle der Texter:innen, Marktforscher:innen, etc.).  

KI–Einsteiger:innen empfiehlt er, kritisch zu sein, zu hinterfragen, aber trotzdem mit Neugierde und Motivation zu starten und keine Angst zu haben. Er hat auch noch einen Link zu einem KI–Verzeichnis für uns parat, das die unterschiedlichsten KI–Tools nach Anwendungsgebiet auflistet:  futurepedia.io

Gregor Wimmer (HERZBLUAT)


mind-ID Werbeagentur GmbH


Bernd Tiefenbrunner von mind–ID nutzt KI ebenso und findet besonders ChatGPT sehr praktisch, um kleinere Texte zu verändern, Wortalternativen zu finden und nutzt es auch für schnelle Übersetzungen.

Auch er schätzt die Effizienzsteigerung, da kleinere Tätigkeiten ausgelagert werden können, und nennt als Beispiel Automatisierungen in der Bildbearbeitung, die in Photoshop durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz immer besser werden. In der Konzeption sei KI schon sehr gut, in der Kreation sieht Tiefenbrunner noch Potenzial.

Dass gerade in puncto Bildbearbeitung Arbeit wegfällt, sieht er gut aber zugleich kritisch: Ein wenig schwingt die Sorge vor dem Verlust der Einzigartigkeit und dem „Einheitsbreit“ in den Ergebnissen mit und dass das grafische Handwerk zu sehr ausgelagert werden könnte.

Beginner:innen rät er zur Vorsicht, da zum einen Urheberrechte nicht geklärt und Systeme auch fehleranfällig seien (Stichwort: sechs Finger). Trotzdem rät er Neulingen dazu, diverse Tools wie Firefly oder ChatGPT einfach auszuprobieren und sich durch unzufriedenstellende Ergebnisse anfangs nicht entmutigen zu lassen.

Die Photoshop Neural Filter empfindet der Unternehmer für sehr nützlich, da sie helfen, bei der Bildbearbeitung Zeit zu sparen (Haare, Gesichter, Augen verändern). Auch Midjourney nutzt er gerne, sieht das Tool bzw. die Ergebnisse aber aufgrund fehlender Urheberrechte kritisch. Für Visualisierungen in Präsentationen und für Layouts verwendet er Adobe Firefly, das aus seiner Sicht allerdings noch in den Kinderschuhen steckt, jedoch großes Potenzial birgt.  

Von der EU erwartet sich Bernd Tiefenbrunner auch eine entsprechende Gesetzgebung, mit der Kennzeichnungspflicht sei es allerdings nicht getan. Er hegt die Sorge vor zu großen Einschränkungen, die den Kreativen – ähnlich wie die DSGVO – zu viel Freiraum entziehen könnten.

Sein Blick in die nähere Zukunft fällt weniger enthusiastisch, aber auch wenig besorgt aus: Der Hype um KI wird aus seiner Sicht abflauen, weil die Technologien bereits jetzt schon immer mehr in Programmen verbaut wird und im Hintergrund arbeitet. Somit wird sie „normal“ und überall präsent sein, ohne dass es die Nutzer:innen überhaupt bemerken (müssen).

Bernd Tiefenbrunner (mind–ID), ©Patrick Langwallner



Servicestelle für Künstliche Intelligenz

Für Fragen und Informationen rund um regulatorische Rahmenbedingungen beim Einsatz von künstlicher Intelligenz dient die Servicestelle für KI der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR). Sie unterstützt auch bei der Umsetzung des europäischen AI Act und bietet Informationen rund um die Themen Cybersecurity und Datenökonomie im Medienbereich.

Wir danken unseren Interviewpartnern für die spannenden Gespräche! ♥️